Vergiss Berlin – Wohin ich 2025 ziehen würde, wäre ich heute 22
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Vor meiner Reise hatte ich ehrlich gesagt wenig Vorstellungen von Rumänien. Wie viele privilegierte Westler hatte ich öfters aus Medien und sozialen Netzwerken gehört, dass das Land unterentwickelt sei, eine hohe Kriminalitätsrate aufweist und als wenig lebenswerter Wohnort gilt. Vorurteile, mit denen viele ehemals kommunistische Länder zu kämpfen haben.
„Wer kann, zieht weg von dort!“, lautete das allgemeine Credo, das mir auch viele ausgewanderte Rumänen, die ich auf meinen Reisen durch Nordeuropa getroffen hatte, immer wieder mit auf den Weg gaben. Manche gingen freiwillig als Erwachsene, andere wurden bereits als Kinder von ihren Müttern und Vätern nach Österreich, Deutschland oder Schweden gebracht, um dort ein vermeintlich schöneres Leben zu beginnen.
Dann begegnete ich bei einer Konferenz einer Journalistin, die nicht nur aus Rumänien stammte, sondern nach einigen Jahren in anderen europäischen Großstädten beschlossen hatte, in ihre Heimat zurückzukehren und dort zu bleiben. Sie lud mich ein, sie im Sommer in Bukarest zu besuchen, also buchte ich mein Ticket und freute mich auf eine neue Erfahrung in Südeuropa.
Kurz bevor ich flog, erinnerte ich mich wieder an Geta Brătescu (*1926 in Ploiești/Rumänien, †2018 in Bukarest) – eine der wichtigsten Künstlerinnen der rumänischen Nachkriegszeit – deren Arbeiten ich in einem Museum in Hamburg gesehen hatte, und welchen Eindruck ihre Zeichnungen und Collagen damals bei mir hinterließen. Als ich schließlich an einem Freitagnachmittag im Juli am Flughafen Bukarest-Otopeni ankam, empfing mich sofort die warme Luft des Sommers.
Es hatte knapp über Grad, ich bestellte ein Uber und fuhr eine halbe Stunde zur Wohnung meiner Bekannten, die bereits mit einem selbstgekochten Mittagessen auf mich wartete – Hühnchen und gekochte Maiskolben –, das wir gemütlich auf der Terrasse, auf einer am Boden liegenden Matratze und einem Tablet als Untersetzer zu uns nahmen, während wir uns alles erzählten, was seit unserem letzten Treffen passiert war.
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