Es gibt exakt drei Gründe, warum ich noch in Berlin lebe. Meine günstige Krankenversicherung bei der Künstlersozialkasse, mein Mietvertrag aus dem Jahr 2016 und mein Sozialleben, das aus den liebsten, verrücktesten und empathischsten Menschen besteht, die ich mir vorstellen kann.
Wir alle sind aus ähnlichen Gründen hier gelandet und ja, es ist wahr, dass es ewig dauert, wirklich in Hart aber Herzlich Berlin anzukommen. Wenn man es dann aber einmal ist, wird es mindestens genauso schwer, wieder wegzuziehen.
Ich liebe meine Freunde so sehr, fml. Aber: ich hasse das Wetter (wer nicht?), die Bürokratie (again: wer nicht?), die Deutschen (hm, ookaayyy manche), das fehlende Meer und die fehlenden Berge, den Verkehr und nicht zu vergessen: die hunderten, ständig an neuen Stellen aufpoppenden Baustellen, die aktuell dazu führen, dass ich über eine Stunde nach Kreuzberg oder NK brauche, obwohl ich relativ zentral wohne. Bis der U-Bahnhof Seestraße Ende 2026 wieder eröffnet, habe ich potenziell drei weitere Bücher geschrieben lol.
Was also machen, um sein Leben in dieser Big-City-Hölle nicht zu hassen? Gute Frage! Glaubt mir, hätte mich mein Vermieter zwischendurch rausgeschmissen, ich wäre schon lange nicht mehr hier, und manchmal frage ich mich, ob das auf Dauer nicht besser gewesen wäre. Ich könnte in Portugal leben, hallo?
Aber, aber, aber… es ist wie es ist. Jeder muss irgendwo leben, und Berlin ist wahrlich nicht die schlechteste Künstlerresidenz (auch ohne Meer, und Berge wein). Also beginnen wir einfach von vorne. Nämlich bei meinen ersten Baby-Schritten als Remote Artist im Jahr 2021.
Home vs. Remote: Die Geburt einer unvollständigen Idee
Mein Wunsch, mich als Autorin und Mensch an mehreren Orten gleichzeitig aufzuhalten, begann früh zu reifen. Schon 2018 und 2019 zog es mich immer wieder länger (1-2 Wochen) aus obigen Gründen raus aus Berlin. Mal war ich drei Wochen am Stück in Schweden, mal in Portugal, aber ich vermietete meine Wohnung noch nicht semi-professionell an Fremde.
Ich war ja gerade erst nach Berlin gezogen und war immer noch fasziniert genug von den Menschen, die ich nachts in der Bar Lucia traf, der Weitläufigkeit der Stadt und der internationale, verhältnismäßig günstigen Küche. Ich schmiss Partys und freundete mich mit meinen Nachbarn an, die zufällig alle im selben Alter waren. Natürlich merkte ich nicht, wie kurz die Zeit sein würde, die wir gemeinsam in genau dieser Lebensphase hätten, die im Grunde nicht länger andauerte als ein paar unbeschwerte Jahre.
Als die Pandemie 2021 so richtig kickte, und meine Nachbarn und Freunde Stück für Stück wegzogen…