Die Gesellschaft ist gespalten, und mit ihr auch der Feminismus. „Woher soll ich noch wissen, was Frauen heutzutage wollen?“, fragt mich ein Heten-Bekannter und ich verstehe, was er meint, auch wenn ich ihn so leicht nicht damit davonkommen lasse. Drinks zahlen oder nicht, Tickets im Voraus kaufen oder lieber spontan bleiben? Wird mein kleines Geschenk wertgeschätzt, oder als problematisches Anzeichen für versteckten Narzissmus im Gruppenchat diskutiert?
Nicht nur Männer sind unsicher, was gerade als „normal“ gilt. Ich habe Freundinnen, die ihre Drinks immer noch am liebsten selbst zahlen und damit ihre Unabhängigkeit beweisen wollen, nichts annehmen können oder wollen. Und ich habe Freundinnen, die kein Date mit einem Typen ausmachen, wenn er sich nicht vorher genau überlegt, wie er ihr einen exklusiven Abend bereitet – Picknick unter Sternen, Dinner in fancy Restaurants und Rooftop-View inklusive. You name it.
Das Spektrum dessen, was sich eine heterosexuelle Frau am Datingmarkt gefallen lässt, ist dementsprechend groß. Zu groß, vielleicht?
Manchmal ärgert es mich, dass wir uns als heterosexuelle Frauen nicht gemeinsam auf ein bare Minimum geeignet haben. Dass wir in den hunderten Uniseminaren irgendwie trotzdem keine universelle Landkarte des Ertragbaren etablieren konnten, dass wir da jedes Mal aufs Neue selbst in die Verhandlung müssen.
Es gibt Frauen, die zahlen sogar die Miete für ihren Macker, während andere Frauen darauf bestehen, rent free zu leben, weil sie keinen Bock haben, dass der Typ nach einem potenziellen Break-Up ein Haus für sich und seine Neue kaufen könnte. Ja, soweit ist die feministische Landschaft inzwischen fragmentiert.
Auch, wenn Letzteres sicherlich ein Extrembeispiel darstellt – vor allem in this economy – frage ich mich, ob es nicht allen Frauen helfen würde, wenn sich die Standards flächendeckend, länderübergreifend erhöhen? Wenn es von jetzt an normal wäre, dass der Mann im Patriarchat (einen Großteil) der Restaurantrechnungen übernimmt – oder, wenn das nicht geht – sich zumindest interessante Outdoor-Dates ausdenkt und Tickets reserviert, ja, vielleicht auch einfach zusieht, dass die Frau an seiner Seite genügend Flüssigkeit und Nahrung zu sich nimmt, damit sie nicht konstant im Survival Modus agiert?
Oder wäre das … unfeministisch?
Ich verstehe jedenfalls, woher das Ressentiment herkommt.
Statussymbol Princess Treatment
Auf TikTok gibt es ein neues Statussymbol, und das heißt: Princess Treatment. Es reicht heutzutage nicht mehr, eine Beziehung mit einem „Provider Husband“ (the ick) zu haben – es muss auch damit angegeben werden. Die weniger glücklichen Frauen da draußen müssen doch ihre #couplegoals irgendwo herbekommen? Also werden die Geschenke, die schicken Restaurantbesuche und neuen Ohrringe in die Kamera gehalten und mit dem Hashtag #princesstreatment versehen.
Das wirkt auf mich und meine Freundinnen natürlich überhaupt nicht progressiv. Im Gegenteil. So, wie das Princess Treatment auf Social Media dargestellt wird, wirkt es fast so, als ob sich Männer damit wieder ihre Ehefrauen kaufen könnten. Außerdem wird eine „gute Behandlung“ – dafür steht das Princess Treatment meiner Meinung nach am stärksten – lediglich an materiellen Aspekten festgehalten.
Ich verstehe also gut…