Als ich Lea Joy Friedels Buch „Too much“ in meiner Post sah, wusste ich relativ sofort: DAS ist das Geschwister-Buch von „Potenziell furchtbare Tage“. Warum? I mean, schaut euch mal das Inhaltsverzeichnis an.

Links mein Inhaltsverzeichnis. Rechts Leas.

Lea schreibt über Menstruationsurlaub, Klopapier in der Unterhose, Glitzervaginen und Kontrollverlust. Ich schreibe über Menstruationsurlaub, Klopapier in der Unterhose, Glitzervaginen und Kontrollverlust. Lea schreibt über ihre Abtreibung, ich schreibe über meine Abtreibung. Lea schreibt über Umstandsverwahrlosung, Sexismus und übers Bluten. Ich schreibe – okay, you get it.

So ähnlich Lea und ich in unserer Weltanschauung, so ähnlich unsere Bücher auch sind, haben sie natürlich jeweils ihren eigenen Schwerpunkt. Während meiner auf Mental/Menstrual Health im Arbeitsleben liegt, schreibt Lea direkt und schonungslos über die verheimlichten Abgründe von Schwangerschaft, Geburt und Muttersein. Und was uns das psychisch, physisch und finanziell seit unserer ersten Periode kostet. Dabei kommen dann so grandiose Sätze raus wie:

„Wenn Mütter sich nach der Befruchtung gegen ein Kind entscheiden, nennt man das Abtreibung oder das Kind verstoßen. Wenn Väter sich gegen ihr Kind entscheiden, nennt man das Fluchtinstinkt.“

tbh, normalerweise meide ich Bücher, in denen es zu stark um Mutterschaft und damit verbundene Fragen der Identität geht. Vor allem, weil ich mich mit den fröhlichen Mamas, die sie schreiben, absolut nicht identifizieren kann. Bei Leas Schilderungen hingehen sah ich mich, obwohl ich selbst keine Kinder habe. Ich wusste: genauso wäre das bei mir auch geworden. Weil Lea die Essenz der Traumata, die alle Personen mit Uterus in der einen oder anderen Form betreffen, auf den Punkt bringt, ohne dabei in beschönigte Floskeln über Mutterliebe zu verfallen.

„Wie gerne würde ich in einer Welt leben, in der sich Menschen um einen Geflüchteten aus Eritrea oder einen Heroinabhängigen genauso sorgen würden wie um neun Wochen altes Schwangerschaftsgewebe. Wir alle haben ein Bild von Babys im Kopf, das stark mit Unschuld und Wehrlosigkeit verknüpft ist. Gleichzeitig empfindet der Mensch null Empathie für ein Leben, das angeschlagen ist und verbraucht, kaputt und ‚schuldig‘ wirkt.“

Amen.

Wenn ihr euch jetzt nicht entscheiden könnt – „Too much“ oder „Potenziell furchtbare Tage“, dann kauft uns doch einfach zusammen und legt uns nebeneinander? Schwöre, die beiden Bücher passen nicht nur von der Tonalität und Haltung, sondern auch farblich super zusammen. Gemeinsam bilden Lea und ich wirklich das gesamte Spektrum dessen ab, was es kostet, eine regelmäßig blutende Frau im Spätkapitalismus zu sein. Blood, stress and a couple of Abtreibungen lol.

Übrigens: Wer mein Buch fertig hat, findet bei Lea eine Vertiefung der Themen Periodenarmut, Verhütung (hello, Samenleiter-Venti) und Reproduktionskomplikationen. Wisst ihr was? Ich bin nicht neidisch auf Leas Buch.
Ich bin froh darüber, dass es das gibt. Je mehr feministische Lektüre über dieses ganze Perioden-Gedöns da draußen auf dem Markt, desto besser.

Denn kein Buch kann alle Informationen dieser Welt vereinen.

Happy Release, Lea!

Hi, ich bin Bixe Jankovska, Autorin und hauptberufliche Kritikerin (meiner selbst und unserer Gesellschaft).

Egal, wo ich mich in diesem Internet umsehe: Die Blogs meiner Zwanziger sind tot. Alle sind sie weg, und durch neue Macher*innen auf Insta, TikTok und YouTube ersetzt worden. Auch ich habe mich oft gefragt, ob ich Groschenphilosophin schließen soll. Nach 10 Jahren – und dem dazugehörigen Buch – wäre das ein schöner Abschluss, ein richtiges, gedrucktes Good-Bye.

Aber es wäre auch: schade. Denn Groschi ist eben auch Last Blog Standing. Der einzige noch übrige Blog seiner Art, auf dem eine Frau ü30 das popkulturelle Geschehen in altbekannter Manier kommentiert. Nämlich schriftlich – und noch dazu unabhängig von einer männlich-dominanten Redaktion oder externen Werbepartnern.

Wer jetzt kann, weil festangestellt, schon geerbt, oder in einer safen Partnerschaft mit einem spendablen Menschen – kann meine Arbeit 2025 am besten via steady oder PayPal unterstützen. Danke.

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