Mein Freund und ich scrollen durch die fünf Sterne Hotels eines bekannten, deutschen Reiseanbieters. „Sollen wir oder sollen wir nicht?“, frage ich ihn bei der Adults-Only-Checkbox.
Wir schauen uns an und überlegen laut, wie erholsam ein Urlaub für ein Paar ohne Kinder ist, sobald die Kinder anderer Menschen vor ihnen am Buffet drängeln, im Wasser kreischen oder nachts vor dem Zimmer fangenspielen. Mein Kopf generiert eine unangenehme Geräuschkulisse, die an die Sommerferien meiner Kindheit erinnert. Damals, als ich noch selbst diejenige war, die andere Menschen durch ihr Gekreische belästigte, ohne es zu merken.
Die Antwort ist schnell klar. Ja, wir wollen ein Adults-Only-Hotel.
Als ich meiner Mutter von den Reiseplänen erzähle, reagiert sie verhalten. Die Kinder stören ja nicht, wieso ist uns ausgerechnet dieses Kriterium so wichtig? Da ich bislang noch nie in einem Adults Only Hotel war, kann ich natürlich nicht sagen, ob der Unterschied die höheren Preise rechtfertigen wird. Ob ich wirklich besser entspannen kann – ohne Kinder. Und was das über mich, über uns als Menschen aussagt, wenn wir uns entscheiden, unseren Urlaub bewusst von einer demografischen Gruppe – unserer sogenannten Zukunft – freizuhalten.
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Einen Monat später checken wir in einem Design-Ableger einer bekannten Hotelkette ein, deren Namen an ein Kopenhagener Sterne-Restaurant erinnert. Alles ist sehr beige. Hier wird garantiert nicht gekleckert.
Ich liebe die Couch in der Eingangshalle und würde sie am liebsten direkt für mein eigenes Wohnzimmer bestellen. Die Rezeption erinnert entfernt an jene der HBO-Serie „The White Lotus“ und ich komme nicht umher, mich an die Anweisungen fürs Hotelpersonal zu erinnern. “Verschwinden sie hinter der Maske! Seien sie ein zuvorkommendes Nichts!“ Das hier ist Quiet Luxury per excellence.
Niemand versucht einem irgendetwas anzudrehen. Die Designidentität zieht sich durch das ganze Gelände, vom Tennisplatz bis zum Restaurant am Strand. Greige, greige, greige mit einem Hauch von Holz, Beton, Baumwolle und Marmor.