Es hat über 30 Grad, als ich mit Zehn-Zentimeter-Absätzen und einem Minirock am Donaukanal auf meine Clique warte. Ein älterer Mann fragt mich: „Bist du trans?“ und ich weiß nur, dass ich „Nein“ darauf antworten sollte. Ich denke keine Sekunde darüber nach, die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen, wie etwas Naturgegebenes, etwas, das ich selbstverständlich über mich selbst wusste, ohne genau zu hinterfragen, was es bedeutete.

Situationen wie diese haben mich mein ganzes Leben begleitet.

Ich fühle mich zu Männern hingezogen, die als straight queer masculinities bezeichnet werden, und auch ich selbst bin nicht in typisch-weiblichen Rollen verhaftet. Meine dominante und selbstbewusste Art, die sich oft von stereotyp-femininen Verhaltensweisen unterscheidet, hat mich stets anders fühlen lassen.

Robert Heasley und Raewyn Connell haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Form der „soften“, weniger traditionell performten Männlichkeit Anerkennung findet. Was mir jedoch fehlte, war ein Identifikations-Begriff für mich selbst, für mein eigenes Auftreten, mein eigenes Begehren.

Dieser Text war nicht nur sehr viel Arbeit, er ist sicherlich einer meiner persönlichsten, weshalb er vorerst hinter einer Paywall bleibt.

In diesem zehnseitigen Long-Read beschreibe ich, wie ich meine Identität als straight queer entdeckt und für mich definiert habe – und was das Label für meine Pronomen, mein Leben und meine Beziehungen bedeutet.

Kann ich wirklich hetero und queer sein?

Es hat über 30 Grad, als ich mich an einem Juliabend in den späten 00er-Jahren aufmache, meine Clique am Donaukanal zu treffen. Ich bin 17 Jahre alt, trage Zehn-Zentimeter-Absätze und einen Minirock. Meine Beine sind vom vielen Sport drahtig und muskulös geworden. Ich habe kein Gramm Fett zu viel an meinem schönen, 1,74 m großen Sportlerinnen-Körper und drehe mich auf der Suche nach meinen Freunden ein paar Minuten im Kreis, als ein älterer Mann auf mich zukommt.

„Bist du trans?“, fragt er mich leise und ich weiß nur, dass ich „Nein“ darauf antworten sollte. Ich denke keine Sekunde darüber nach, die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen, wie etwas Naturgegebenes, etwas, das ich selbstverständlich über mich selbst wusste, ohne genau zu hinterfragen, was es bedeutete. Ich selbst habe meine Gender-Identity und Hetero-Orientierung nie infrage gestellt, obwohl von außen immer wieder komische Fragen an mich gerichtet wurden.

„Ist dein Freund schwul?“, fragt mich Mario heimlich vor d…