Ich brauche keine Statistiken zu zitieren, um zu untermauern, was wir längst wissen: Beziehungen mit heterosexuellen Männern sind für FLINTA potenziell gefährlich. 2023 wurden österreichweit 26 Femizide verübt, zusätzlich gab es 51 Mordversuche. Und auch in Deutschland wird fast jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Am 23. Februar 2024 wurden alleine in Wien fünf Frauen (!) von Männern ermordet.

Das Ding ist: Abuser laufen nicht herum und erzählen dir beim 1. Date, was sie mit ihrer Ex gemacht haben. Auch nicht, beim 4. oder 5. Treffen.

Es gibt kaum eine legale Möglichkeit, um möglichst früh herauszufinden, ob sich der Typ, den man datet, später als kontrollsüchtiges A*loch entpuppt, der dir das Leben aussaugt.

Wie Jacinta Nandi so schön sagte: Es heißt häusliche Gewalt, nicht Red-Carpet-Gewalt. Der emotionale, psychische und oftmals physische Missbrauch findet nicht dann statt, wenn seine Freunde neben euch am Tisch sitzen, sondern, wenn ihr wieder zuhause seid und ihm plötzlich auffällt, dass er dein Parfum hasst und deine Arbeit ebenso. Wenn er dieses andere Gesicht aufsetzt, das außer dir keiner kennt. Außer, … Moment mal. Vielleicht gibt es da doch jemanden. Die „verrückte“ Ex-Freundin, die sich damals zu wenig für die Beziehung einsetzte und „nur an sich“ dachte, zum Beispiel.

Und genau an dieser Stelle muss JETZT das Umdenken stattfinden, wenn wir uns von Innen helfen wollen.

“Wenn ich retrospektiv eines bereue, dann, dass ich seine Ex nicht früher kontaktiert habe. Hätte ich gewusst, was noch alles auf mich zukommt, hätte ich mich definitiv nicht darauf eingelassen.”

Als ich den SPIEGEL-Podcast zum Tod von Kasia Lenhardt – der Ex von Jérôme Boateng – hörte, habe ich mich immer wieder gefragt: Was wäre gewesen, wenn Kasia Lenhardt früher mit seiner Ex Sherin Senler gesprochen hätte. Wäre sie heute noch am Leben?

Obwohl Frauen von demselben Mann zu unterschiedlichen Zeiten ähnlichgeartete Gewalt erleben, trauen wir uns oft nicht, zu anderen Frauen zu gehen, um nachzufragen, wie es ihnen mit einer gewissen Person erging. Obwohl wir einen Verdacht haben, dass irgendetwas nicht stimmt. Das finde ich tragisch! Das ist ein Informations-Defizit, das nicht sein muss. Ein Defizit, dessen Behebung Leben retten könnte.

Lieber mutmaßen wir im Dunkeln, als eine E-Mail oder DM zu schreiben. Was für ein Verrat an unserem Liebsten! Groß ist die Scham, der Ex zu schreiben, und abgewiesen zu werden. Als ob sie im Zweifel nicht genau wüsste, was abgeht.

#TrustHisEx: Ich finde: Wir müssen anfangen, uns zu solidarisieren  

Excel-Datenbanken mit Namen + Tat sind leider aus datenschutzrechtlichen und persönlichkeitsrechtlichen Gründen nicht erlaubt. Also bleibt uns nur ein legaler Weg, um Klarheit zu bekommen. Und der ist, die Ex zu kontaktieren.

In Zeiten von Social Media gibt es nichts Einfacheres, als die Ex ausfindig zu machen. Dank der unzähligen Beschwerden wirst du ihren Namen und Wohnort meist sowieso schon wissen. Wenn sie zudem erfolgreich ist, wirst du wissen, was sie beruflich macht, weil dein Macker das „schwierig“ findet.

Deshalb habe ich den Hashtag #TrustHisEx initiiert. Theoretisch kann sich diesen jede Person in die Bio schreiben, die offen dafür ist mit den neuen Fängen ihres Ex in Kontakt zu treten und Fragen zu beantworten. #TrustHisEx ist ein Zeichen, das signalisiert: Ja, auch wenn du mich gerade stalkst und mir aufgrund seiner Erzählungen misstraust – schreib mir! Schreib mir, statt unzählige Stunden damit zu verschwenden, etwas aus meinem Profil herauszulesen.

Denn, ganz ehrlich: Die meisten Opfer von domestic violence schreiben kein Buch darüber. Sie sehen “ganz normal aus”, gehen in den Park, joggen und lesen Bücher. Nichts verrät den Schaden, den sie überlebt haben.

Ist das nicht creepy und übergriffig?

Manchmal bedeutet eine 2. Chance, dass man halt stirbt.

Also: Nein. Alleine, dass Frauen sich das fragen, zeigt doch schon, wie viel Angst wir davor haben, als „verrückt“ zu gelten. Wenn dein Typ Angst davor hast, dass du seiner Ex schreibst, hat das definitiv Gründe.

Ich persönlich würde mich freuen, wenn mich die neuen Girlfriends (und übrigens auch “platonischen” Freundinnen!) meiner Exen nicht nur halb-heimlich stalken würden, sondern mich mal um ein Telefonat bitten würden. Bitte, call me. Ich geb gerne meine Credits an die Guten und sage dir, wo es besser wäre, aufzupassen.

Ruf mich an und ich kann dir dabei helfen, die Geschichten hinter den vielen Halbwahrheiten zu verifizieren. Ich bin vielleicht die einzige Person, die dir sagen kann, ob er in seiner letzten Beziehung betrogen oder gelogen hat. Ich kann dir versichern, wenn du unsicher bist, ob die Gewalt, die dir passiert, „echt“ ist – oder du sie dir …. einbildest.

PS: Du bildest sie dir natürlich nicht ein.

Trust his fucking ex.

#TrustHisEx: Weiterführende Informatione

 

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