Das Problem mit der beruflichen Gleichstellung ist, dass wir sie in einem System etablieren wollen, das von Grund auf krank ist. Wofür also überhaupt kämpfen?
Eine kapitalismuskritische Reflexion zu Alexandra Zykunovs Buch „Was wollt ihr denn noch alles?“.
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Ich bin Feministin, durch und durch, aber um das Thema Gleichberechtigung im Kontext von Karriere habe ich bisher oft einen großen Bogen gemacht. Nicht, weil ich finde, dass Frauen weniger verdienen sollten, als Männer (wenn wir binär denken), sondern, weil mir die Begrifflichkeiten und Kategorien, innerhalb derer wir im Diskurs operieren, überhaupt nicht gefallen.
Es geht nämlich immer um eines der drei Themen: Macht, Geld und/oder Sichtbarkeit. Und genau das halte ich für grundlegend unfeministisch. Warum? Erkläre ich gerne von vorne.
Vom Thomas-Kreislauf und Vorstandsfrauen
Beginnen wir doch gleich beim altbekannten Thomas-Kreislauf, den auch Zykunov in ihrem Buch beschreibt. Und der geht so: „Die Zahlen der Allbright Stiftung zeigen, dass es seit Jahren auch unter den Vorstandsvorsitzenden der größten börsennotierten Unternehmen mehr Männer gab, die Thomas hießen, als Frauen.“ Diese Thomasse neigen dazu, mittelalte, weiße, männliche Thomasse zu besetzen und sichtbar zu machen.
Inzwischen wurde der Name Thomas von Christian abgelöst, das Problem bleibt das gleiche. Zykunov fragt: „Was würde also helfen, sich gegen den Thomas- oder aktuell eher Christian-Kreislauf durchzusetzen? Erstens: wenn sämtliche Auftraggeber*innen und Entscheider*innen wüssten, dass es diesen Kreislauf überhaupt gibt und wie man aktiv dagegen anarbeiten kann. Und zweitens: wenn weibliche Auftragnehmerinnen eine Extraportion Sichtbarkeit hätten, eine Extraportion Expertise, eine Extraportion spannender Fakten, Arbeiten, Auszeichnungen, die ein Thomas, Ch…