Mein Wunsch, nicht amatonormativ zu leben, existiert schon länger. So richtig “leben” tue ich das Konzept allerdings erst seit ungefähr zwei Jahren. Am Anfang war es ungewohnt, sich gegenüber Menschen zu öffnen, mit denen man nicht sein Bett teilt. Aus heutiger Perspektive muss ich sagen: es war eine große Chance, zu heilen.
Dieser Text handelt davon, wie es im Alltag aussieht, nicht amatonormativ zu leben, wie viel Zeit ich täglich in Gespräche investiere – und warum ich finde, dass Beziehungsarbeit nicht beim Partner aufhören sollte, wenn wir echte Freundschaften erwarten.
Meine Freundschaften und meine intimen Partnerschaften sind mir das Wichtigste. Nicht Arbeit. Nicht Partys. Nicht Reisen. Ich sage bewusst nicht „Nicht Familie“ – denn es erscheint mir albern meine Herkunftsfamilie in meinem Alter in dieser Hinsicht als Referenzpunkt heranzuziehen. Family can look like different for everyone, aber das wäre ein anderes Essay.
So, meine Freundschaften und meine intimen Partnerschaften sind mir also das Wichtigste. Sagt sich so leicht, schreibt sich so leicht. Kann jeder behaupten. Aber was bedeutet das im Alltag, nicht amatonormativ zu leben? Für alle, die’s vergessen habe: Amatonormativität ist die bewusste Bevorzugung der Liebesbeziehung in allen Aspekten des Lebens. Es wird davon ausgegangen, dass alle Menschen in einer romantischen Beziehung oder einer Ehe sein wollen und dass romantische Beziehungen wichtiger als Freundschaften sind.
Und, es macht ja auch auf den ersten Blick Sinn: In einer Liebesbeziehung sind wir bereit, gewisse Aspekte d…