Es hat sich langsam auch in Deutschland rumgesprochen: Schnelllebige Shitstorms sind nicht unbedingt der beste Ursprung, um sich eine ausgewogene Meinung zu einer Debatte zu bilden.
Höchste Zeit also, dass sich der neutrale Öffentlich-Rechtliche ein paar der durchs Netz getriebenen Säue genauer ansieht. Schließlich gibt es oft auch eine andere Seite der Medaille. Die Journalistin Nemi El-Hassan, der Comedian Luke Mockridge, der Musiker Gil Ofarim: Über alle drei wurde öffentlich scharf gerichtet. So ein Social-Media-Anklagevideo ist schließlich schneller aufgenommen, als wieder aus der Welt geschafft. Provokante Schlagzeilen und unseriöse Non-Mentions tun dann das Übrige, um die Spekulationen und möglichen Falschbeschuldigungen in die letzten Ecken des Internets zu tragen. Welche Macht bleibt den Gerichten, wenn Teile der Öffentlichkeit längst geurteilt haben?
An dem Format „Verurteilt im Netz“ mochte ich, dass gründlich recherchiert wurde – und auch bereits weitverbreitete und von der Allgemeinheit als richtig angenommene Schlüsse nochmal umgeworfen wurden. So wurde beispielsweise eine Recherche des Spiegels sehr kritisch rezipiert und hinterfragt.
Wenn Medien Medien kritisieren, ohne Angst zu haben, sich unbeliebt zu machen, ist das großartig für unsere Demokratie.