Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde ich misstrauisch, wenn mir Menschen erzählten, dass sie da „jemanden kannten“, der mir weiterhelfen würde. Menschen, die vermeintlich wichtige Menschen kennen und damit für sich werben, sind mir genauso unsympathisch wie die Erben großer Konzerne. Es hat etwas Feudales, „die richtigen Leute“ um sich zu scharren. Fast so, als ob man damit Kritik und Veränderung aus dem Weg gehen könnte.
Meinen Eltern war es wichtig, dass ich so früh wie möglich erste Arbeitserfahrungen sammle. Da ich mit 16 anderes im Kopf hatte, als Bewerbungen zu schreiben, übernahm mein Vater kurzerhand selbst das Ruder und organisierte mir für den bevorstehenden Sommer einen Job in der Firma eines Bekannten. Es ging um Aufzüge. Ich? War alles andere als begeistert.
Denn 2009 bestand ein Ferialpraktikum in Österreich meist daraus, irgendwo für Geld Zeit abzusitzen. Die Erwachsenen in den Büroräumen kamen mir vor wie lebende Mumien. So wie die wollte ich auf keinen Fall werden. Jeden Morgen um neun Uhr über lästige E-Mails schimpfen, mittags eine Runde Kantinenessen und dann ab 14 Uhr auf den Feierabend warten. Horror.
Ich saß mit einem ca. 50-jährigen Manfred, den ich damals auf 75 geschätzt hätte, in einem Zwei-Personen-Zimmer und telefonierte die meiste Zeit des Tages auf dem Gang mit meinem besten Freund, um die Zeit rumzukriegen. Natürlich gab man mir nichts zu tun, außer irgendwelche Zettel auszufüllen. Wir…
Ich sage: ja zu allem! Und möchte noch hinzufügen: Das Narrativ um “Vitamin B” und “Networking” macht mir, einer Person mit mehrjähriger Erfahrung und namhaften Referenzen im Lebenslauf, seit jeher Angst vorm Freelancen. Was, wenn ich keine / nicht genug Aufträge kriege, weil ich nicht überall noch ein paar Buddies habe. Krasser Gedanke, oder?
Oh Gott, ich glaube das ist einer Hauptgründe, warum mein Freelancing niemals besonders off-getaked hat… Ich war einfach niemals gut genug mit den Menschen, die Geld vergeben..