“Ich traf mich oft mit anderen Internet-Persönlichkeiten, die selbst genauso von der Plattform besessen waren, wie ich. Klar nervte es mich, dass sie nach jedem Treffen Fotos davon posten und mich markieren wollten, aber ich nahm es als unausweichlichen Side-Effekt hin.

Erst viel später merkte ich, dass ich mich nur aus Angst, abends alleine zu sein, mit so mancher Person traf. Dass wir auf emotionaler Ebene nicht klickten, und unsere losen Beziehungen auf sozialem Kapital in Form von Instagram-Followern aufbauten. Wenn über Follower oder andere Internet-Persönlichkeiten gelästert wurde, fand ich das immer sehr unangenehm.

Was redeten sie wohl über mich‘, fragte ich mich, ‘wenn ich an einem Abend nicht anwesend war.’ Das narzisstische Kreisen um sich selbst war in dieser Branche das Normalste der Welt.”

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Zur Einstimmung habe ich diesen Auszug aus einem unveröffentlichten Textfragment gewählt – denn in diesem Retro-Blogpost soll es um das Thema Privatleben ohne Social Media gehen.

Es ist wissenschaftlich sicher nicht nachzuweisen, ob ich durch das Meiden von Social Media zu einer besseren Freundin geworden bin – und doch habe ich persönlich das Gefühl, dass sich mein Abstand zur Plattform positiv auf meine Beziehungen ausgewirkt hat.

Es folgt: eine unvollständige, subjektive Reflexion nach more or less sieben Instagram-freien Monaten.

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Disclaimer: Natürlich kann man auf SM liebe und verständnisvolle Menschen kennenlernen. Auch ich habe eine Handvoll “echte” Freundinnen auf der Plattform gefunden, für die ich dankbar bin. In diesem Beitrag geht es deshalb explizit um das allgemeine “Leid”, das mein Agieren auf SM in meinem Privatleben verursacht hat, und nicht um die einzelnen Freunde oder Community-Members, mit denen ich inzwischen IRL befreundet bin. 

Positiver Nebeneffekt #1: Die Trennung von Beruflichem und Privatem

Sind wir mal ehrlich: auf Social Media geht es immer auch ein bisschen darum, andere zu beeindrucken und neue Jobs an Land zu ziehen. Besonders als Freelancer. Es ist mir dadurch schon öfters passiert, dass sich jemand in meine Autorin-Persona „verschaut“ hat – und eigentlich gar kein Interesse an mir als Bianca hatte. Gemerkt habe ich das zum Beispiel daran, dass die Person lieber meine Texte las oder meine Podca…

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