Patreon- und Steady-Mitgliedschaften sind dafür gedacht, unabhängige Content-Producer bei ihrer Arbeit finanziell zu unterstützen. Das Motto lautet: „Involviere deine Community – und bekomme etwas zurück!“.
Doch was, wenn der gutgemeinte Ansatz am Ende nur eine fancy verpackte, neue Form des Prekariats schafft? Was, wenn sich am Ende immer mehr Solo-Content-Producer für Monats-Beträge unter 500 Euro netto in einer Endlos-Produktionsschleife wiederfinden, die niemals angehalten werden kann. Oder zumindest nicht, ohne Follower, Likes und Geld zu verlieren?
Sind wir mal ehrlich: niemand bleibt für immer. Außer der Person hinter dem Account. Sie muss beliebt sein, sie muss fresh wirken – und dabei stets den richtigen Ton treffen.
Ein Essay nach 22 Monaten Steady-Publishing und den Druck, den crowdfinanzierte Support-Systeme subtil an ihre heißdiskutierten Content-Creator weiterleiten.
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Ein Samstag im April während der COVID-19-Pandemie. Hinter mir liegt eine Woche mit sieben digitalen Aufnahmeterminen. Am Montagmorgen erwartete ich einen Anruf von meinem Anwalt, am Nachmittag führte ich das Vorgespräch für eine Podcast-Episode. Am Dienstag unterrichtete ich 17 Teilnehmerinnen zum Thema Nutzungsrechte im Netz. Am Mittwoch folgte der Follow-Up-Call mit meiner Didaktik-Assistentin, bei dem wir uns meist verquatschen. Am Donnerstag führte ich – zum Glück problemlos – die erste Podcast-Aufnahme zu dritt mit einem kleinen Verlag durch, am Freitag stand das Kennenlerngespräch mit meiner neuen Mentee statt und jetzt, heute, sitze ich vor Zoom und warte, bis die beiden Gesprächsteilnehmerinnen für die neueste Aufnahme den Meeting-Raum betreten.
Ich bin schlecht vorbereitet, außer dem Briefinginhal…