Gastautorin Vanessa Tratsch sieht die zahlreichen Content-Reaktionen auf Corona kritisch. Mehr als um die Verbreitung des Virus sorgt sie sich aktuell um die hauptberuflichen Poster*innen, die seit vergangener Woche keine Chance auslassen, ihre Bubble in unterschiedlichen Befehlstonlagen aufzuklären (50 % Sale auf Webinare), zu belehren (#washyourhands), zurechtzuweisen (#staythefuckhome) – und Menschen damit die Chance vorwegnehmen, selbst – emotional wie materiell – mit dieser Ausnahmesituation klarzukommen.
Covid-19. Das AOL-Girl unter den Viruserkrankungen verdirbt im Moment jedem halbwegs vernünftigen Menschen den Spaß an Social Media. Dort, wo es sonst um die richtigen Pastell-Töne und die brand-gerechte Inszenierung der eigenen Public Persona geht, haben sich aufgrund der dramatischen Lage verschiedene Content-Lager gebildet, um in dieser für uns alle schweren Zeit eben “das Beste draus zu machen”.
Lager Eins versucht verzweifelt, alles, wirklich alles, alles, alles zu kapitalisieren, was der kontaktfreie Markt so hergibt. Dank Corona versteht auch der*die Letzte die Vorteile von eCommerce! Wir Konsument*innen finden dementsprechend deutlich mehr „zufällige“ Verweise auf Onlineshops, und auch der bekannte Bringdienst bietet jetzt kontaktfreie Pizzalieferung an. Frei nach dem Motto „Byebye Trinkgeld“ freut das sicherlich auch den Geizkragen im 4. Stock. Der gibt ja eh nie welches und hat so endlich eine passende Ausrede dafür. Danke Corona!