Die Schuhe der Trauerrednerin sind braun. Nicht schwarz, sondern dunkelbraun und an der Sohle mit Dreck überzogen. Es ist das Erste, was mir auffällt, als die ältere, ungeschminkte Frau endlich den Saal betritt.
Sie ist fünf Minuten zu spät, ein Angestellter der Wiener Bestattungsabteilung hat uns vorgewarnt. Wahrscheinlich sei jemand ausgefallen. Ich verspüre sofort ein komisches Gefühl in der Magengegend. Unfähig, es in Worte zu fassen.
Vor ihrem Sarg liegen fünf große Blumenkränze in verschiedensten Farben. Vierzehn Gäste sind gekommen. Trotz der optischen Mühen verkommt die Veranstaltung zu einem Begräbnis, wie meine Oma es sich nicht gewünscht hätte. Ich kannte sie ja nun doch eine Weile. Sie war äußerst pingelig und hätte sich geärgert, dass es jemand wagt, dreckige Schuhe zu ihrem Begräbnis anzuziehen – wo sie doch selbst noch in ihren letzten Tagen stets darauf achtete, dass in der Wohnung alles seinen Platz hat.
Ja, meine Oma hätte sich beschwert, wie sie das immer getan hat, wenn ihr etwas nicht passte. Es wäre ihr egal gewesen, ob sie damit jemandes Ego kränkt.
Die Trauerrednerin ist schlecht vorbereitet. Sie hält eine schwarze Mappe in den Händen, in denen …
Ich kann das so gut nachvollziehen, was du hier schreibst. Bei der Beerdigung meiner Oma vor elf Jahren hat ein Pastor die Trauerrede gehalten, der meine Oma gar nicht kannte und der ständig Namen und Menschen miteinander verwechselt hat. Meine Mutter war ständig kurz davor, aufzustehen und was zu sagen, hat es dann aber doch gelassen, weil sie mit ihren Schwestern (die das organisiert hatten) eh schon lange zerstritten ist.
Meine andere Oma, die ein Jahr eher gestorben ist, hatte zum Glück einen Pastor als Redner, der sie gut kannte und das total individuell und persönlich gemacht hat. Dafür bin ich bis heute echt dankbar.