Wer sich eine finanziell lohnenswerte Selbstständigkeit aufbauen möchte, muss digital mithalten. Sich so inszenieren, dass der Algorithmus mitspielt, aber auch seine Webseiten regelmäßig auf den neuesten Stand bringen, um weit vorne zu ranken. Er muss die Ellbogen ausfahren und die Konkurrenz übertrumpfen. Jeden Monat auf’s Neue.

Doch wie geht sich das permanente Streben nach mehr Sichtbarkeit, mehr Reichweite, mehr Umsatz und das Optimieren zugunsten der Maschine mit den Grundsätzen linker Wirtschaftsphilosophie aus? Ein Essay.

„Warum ist eigentlich noch keine meiner Freundinnen reich geworden?“, frage ich mich, während ich in der Lobau spazieren gehe.

T. zum Beispiel ist wahnsinnig schlau. Sie hat einen abgeschlossenen Master in Grafikdesign, arbeitet deutschlandweit für angesehene Kunden und werkt gerade an ihrem ersten Zine. Oder L.! Ja, bei L. hätte das doch etwas werden können. Zuerst Festanstellung bei einem großen Medium, hinterher der Wechsel in die freiberufliche Erwachsenenbildung plus DIY-Backblog. Oder G.? Naturwissenschaftlicher und geisteswissenschaftlicher Bachelor, Buch geschrieben, frei am Theater gearbeitet, vier Sprachen fließend.

Alles Top-Lebensläufe. Top-Engagement. Top-Ideen. Klar, die Branchen sind schwierig, und doch haben alle drei große Namen hinter sich, vorzeigbare Webseiten und werden regelmäßig auf Jobportalen gesucht.

Trotzdem kann nicht eine von ihnen, nicht eine von uns sagen: Mein Business ist siebenstellig. …

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