Die Schmetterlinge im Bauch sind längst weg, wenn Jia Tolentino an das Internet ihrer Jugend denkt. Die Stunden, die sie wissbegierig davor saß, um ihre eigene Baukastenhomepage einzurichten. Eine Zeit, in der Persönliches anonym in Foren besprochen, und nicht in Form von pseudo-tiefgründigen Essays durch Facebooks Algorithmus an ein fremdes Publikum ausgespielt wurde. Eine Welt, fernab von Klicks und Likes und Instant-Gratification.
Heute ist Tolentino (Jezebel, The Awl, The New Yorker) 30 Jahre alt, wird als die „neue Rebecca Solnit“ gefeiert und schreibt in ihrem nihilistischen Essayband über das „I“ (Ich) in Internet, Teenager in Reality-TV-Formaten und die mediale Rezeption „schwieriger“ Frauen. Ehrlich und brutal hält sie uns die Negativa einer durchkommerzialisierten Medienöffentlichkeit vor, die – wenig überraschend – auch nicht vor dem Feminismus halt machte.
Eine (ziemlich lange und mit persönlichen Ergänzungen gespickte) Review von Bianca Jankovska
Für eine Frau, die selbst beinahe ihre gesamten Zwanziger damit verschwendete verbrachte eine Art „Ich“ in diesem Internet zu kultivieren und von jener Ökonomie der narzisstischen Selbstverblendung sozial und finanziell profitierte, ist Jia Tolentinos Essayband „Trick Mirror“ ein fester Schlag in die Magengrube.
Eine auf Papier gespuckte Erinnerung an das, was man im 24/7-Strudel des Medienbetriebs an grauenhaften Headlines produzierte, um Anerkennung im Außen zu finden (Die, Spoiler: nie kam.). Ein Schütteln an beiden Schultern von der netten Kollegin, das man ein paar Jahre früher gebraucht hätte. 2014 zum Beispiel, als in Deutschland noch alles danach aussah, dass es für immer so weitergehen könnte mit den euphorisierenden Shares, Virals und Kommentaren, ohne, dass Individuen dabei gesundheitlichen Schaden nehmen und ihren Verstand verlieren würden.
„Where we had once been free to be ourselves online, we were now chained to ourselves online, and this made us self-conscious. P…