Es gibt diese Fernfreundschaften, die überleben vergessene Geburtstage und abgesagte Besuche in Berlin. Und es gibt die, die es nicht tun. Es gibt Fernfreundschaften, die laufen selbstverständlich nebenher, ohne, dass sich einer von beiden für zu spät beantwortete Nachrichten entschuldigen müsste. Und dann gibt es diese geistige Verbundenheit zwischen zwei Frauen, die sich trotz physischer Entfernung beim kleinsten Ungleichgewicht sofort in der Magengegend bemerkbar macht. Ein Ungleichgewicht, so groß, dass sein Herumtragen im Alltag zu einer immer stärker werdenden Belastung führt, die – erstmal bemerkt – genauso wie ein heranwachsender Tumor am Fingergelenk nicht länger als drei Monate ignoriert werden sollte.
Ein Essay von Bianca Jankovska
Es war ein außergewöhnlich gewöhnliches Telefonat an einem Freitagabend, während dem mir bewusst wurde, dass wir keine Freundinnen mehr waren. Heute frage ich mich manchmal, ob wir noch Kontakt hätten, wenn ich an besagtem Abend schwimmen oder laufen gewesen wäre. Wenn ich einfach nicht abgehoben, und später mit einem anderen Gemütszustand zurückgerufen hätte. Als ob man den Lauf der Geschichte ändern könnte, indem man sich nur lange genug vor den wichtigen Gesprächen versteckt.
An besagtem Abend spürte ich die Distanz, die sich zwischen unseren ans Gesicht gepressten Lautsprechern aufgebaut hatte auch ohne einen bestätigenden Kommentar ihrerseits. Nichts musste ausgesprochen, nichts beschönigt werden, nachdem sie mir mit ihren nicht getroffenen Entscheidungen mehr als einmal verdeutlichte, kein Interesse an einem baldigen Wiedersehen zu haben.
Vielleicht wurde mir während des Telefonats nicht klar, dass wir keine Freundinnen mehr waren. Sondern, dass ich sie so nicht zur Freundin haben w…