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Ich war beinahe unbefangen, im Frühjahr dieses Jahres, als ich zum ersten Mal über den Podcast „Happy, Holy and Confident“ von Laura Malina Seiler stolperte. Klar, der Name mutete ein wenig seltsam an (warum denn gleich holy?), und die lächelnde Schneidersitzpose auf dem Cover entsprach auch nicht unbedingt meinem ästhetischen Empfinden. Aber ich wollte nicht so sein – und statt meinem ersten Eindruck lieber dem boomenden Podcast einer engagierten Frau eine Chance geben. Ein bisschen Meditation und positives Denken, so dachte ich, könnte selbst mir nicht schaden.
Während ich vollbepackt durch den Supermarkt lief und nach einer frischen Salatpackung suchte, erzählte mir holy Laura etwas über Vergebung. Es handelte sich um eine Folge, in der die Zuhörerinnen lernen sollten die Beziehung zu ihren Eltern positiv zu gestalten. „Ein Thema“, das laut Laura so oder so ähnlich „jeden von uns betrifft.“ Hängen geblieben ist, dass man seinen Eltern keine Schuld für irgendetwas in seinem Leben geben kann. Man ist selbst verantwortlich für das Leben, das man führt.
„Wofür deine Eltern verantwortlich sind, ist, dass sie dir dein Leben geschenkt haben. Ja, dafür sind deine Eltern verantwortlich. Alles andere, ab diesem Punkt, ab dem Moment wo du alleine in der Lage warst, zu gehen, zu stehen, zu essen, Entscheidungen zu treffen, bist du selbst für dein Leben verantwortlich.“
Laura Himbeere Seiler
Nach dieser Podcastfolge, so Himbeere, solle man seinen E…
Sehr spannender Diskurs! Man merkt wirklich, wie viel Mühe du dir gemacht hast, danke dafür.
Eine Sache würde ich gern ins Verhältnis setzen. Und zwar die Sache mit der Eigenverantwortung und den Eltern:
„Und wenn mich meine Mutter mit 3 Jahren verprügelt hat, muss ich ihr dann schlicht vergeben. Und wenn mich mein Vater misshandelt hat, sage ich: Ich liebe dich. Danke.“
– Selbstverständlich ist Vergebung in diesem Punkt ein ganz mieser Rat für schwer traumatisierte Menschen. Aber: Ich halte diesen Vergleich für unzulässig. Hier wird das maximale Unglücksszenario herangezogen, um eine Aussage zu bewerten, die ohnehin keine Allgemeingültigkeit besitzt. Das grundlegende Prinzip von Eigenverantwortung ist ja durchaus richtig: Wer sich an die Vergangenheit klammert, kommt in der Gegenwart schlechter zurecht. Aber: Es muss immer der Individualfall berücksichtigt werden.
Ich habe den Podcast sehr lange interessiert verfolgt. Deswegen weiß ich auch, dass man das nicht tut, wenn man halbwegs glücklich ist, sondern das er natürlich für Leute gemacht ist, die nach einer Antwort suchen. Einige ihrer Aussagen finde ich okay so, ich habe auch Einiges überdacht durchs Hören. Fraglich, ob mir diese Erkenntnisse nie gekommen wären, wenn ich nicht DIESEN Podcast entdeckt hätte – bestimmt auf anderem Wege.
Allerdings muss man sagen, dass die meisten Dinge, die als gut gemeintes (Herzens)Projekt beginnen, seltsame Züge annehmen, wenn einer merkt: Ey, das gibt ja richtig viel Geld. Und ja, es ist einfach, jemanden in einer schwierigen Lage etwas teuer zu verkaufen, das hat uns die Kirche schon vor hunderten Jahren beigebracht und heute sieht man’s eben überall. Und: Marketing ist alles, is ja geschäftsschädigend zu sagen, wie viele Leute meine Pille nicht gesund gemacht hat und das auch konventionelle Therapien noch jemandem helfen.
Die Message in dem Fall, da hast du Recht, aber eine gefährliche:
Wenn ich nicht durch reine Meditation und Vergeben und Lach-Yoga meine Vergangenheit aufarbeite und Depressionen/Angststörungen/chronische Krankheiten als eine “wunderbare Lektion” sehen kann…bin ich dann richtig kaputt?
“Einige ihrer Aussagen finde ich okay so, ich habe auch Einiges überdacht durchs Hören. Fraglich, ob mir diese Erkenntnisse nie gekommen wären, wenn ich nicht DIESEN Podcast entdeckt hätte – bestimmt auf anderem Wege”
VOLL. Vielleicht bin ich auch deshalb nicht “angesprungen”, weil ich die Erkenntnisse schon anderswo herbekommen habe, durch eigene Reflexion zum Beispiel, oder Gespräche. Manche Aussagen, wie du sagst, fand ich auch okay. Positives Denken, warum nicht. Aber genau das, was du am Ende schreibst, kann ich so nur unterstreichen:
Wenn ich nicht durch reine Meditation und Vergeben und Lach-Yoga meine Vergangenheit aufarbeite und Depressionen/Angststörungen/chronische Krankheiten als eine “wunderbare Lektion” sehen kann…bin ich dann richtig kaputt?
Ich habe lange überlegt, warum mich die Auftritte, die Fotos, die Podcasts von Laura Seiler so stark abstoßen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es nicht nur die glatte und damit leblose Ästhetik ist, die Künstlichkeit und die extreme Selbstinszenierung. Für mich ist es in erster Linie das Heilsversprechen. Das ist ein Verstoß gegen den Ehrenkodex jedes professionellen Coaches. Caching hat ja nichts mit Tschakka-tschakka-Massenauftritten zu tun, sondern mit dem Betrachten der ganz eigenen Lebenssituation und der eigenen Möglichkeiten aber auch der Grenzen der Menschen, die auf Suche nach Unterstützung sind. Und Du hast aus meiner Sicht Recht, Michelle, dass Menschen ja aus einem bestimmten Grund zu solchen Massenveranstaltungen gehen, solche Podcasts hören. Es sind in der Mehrzahl Menschen, die aus welchem Grund auch immer, an die Grenzen ihrer Selbstregulation gekommen sind, die den völlig natürlichen Wechsel von Freude und Trauer, Erfolg und Misserfolg, Zufriedenheit und Zweifel … – alles das, was zum Leben dazugehört und uns weiterbringt – nicht mehr alleine in der ständig wieder herzustellenden Balance halten können, sondern sich eher auf der weniger freudvollen, “dunkleren” Seite des Lebens aufhalten als gut tut. Ich kenne das selbst sehr gut und war jahrelang auch solch eine Suchende. Aber wenn die eigenen Begrenzungen, wieder in Balance zu kommen aus Lebenssituationen herrühren, die Du erlebt hast, Celsy oder wie bei mir aus einer Kindheit mit einer psychisch nicht belastbaren, da selbst traumatisierten Mutter, dann kann man sie nicht weglächeln, wegmeditieren oder sich nur einen anderen Blick darauf erarbeiten, wenn man nach einer stabilen Lösung sucht. Da stimme ich Dir voll zu, Michelle. Zu behaupten, dass man sich auf diesem Weg nachhaltig (!!!) mit seinen Schattenseiten auseinandersetzen kann, ist gefährlich für stark depressive, neurotische oder gar psychotische Menschen und es zynisch gegenüber Menschen, die tiefes Leid erlebt haben und noch erleben. Und ja, ich hab es auch erlebt bei mir, bei Freund*innen, Kolleg*innen, wie quälend die Schuldgefühle sein können, wenn man zu den wenigen gehört, die es nicht schaffen auf diesem allgemeingültigen Weg! Ich glaube allen Menschen, die jubelnd von einem völligen Wandel ihres Lebens berichten durch die Begegnung mit Laura Seiler. Ich wünsche allen auch ehrlichen Herzens, dass es für sie nachhaltig ist. Bei den Menschen, die ich in meinem unmittelbaren Umfeld als ihre Fans erlebe, stelle ich eher beunruhigende Entwicklungstendenzen fest, die sehr stark mit Vermeidung (unangenehmer Lebenssituationen, Menschen etc.), mit Abwertung (von Menschen, die nicht immer lächeln, die keine durchgestylten Wohnungen und Outfits haben), mit Perfektionismus und Leistungsdruck im Meditieren, in Yoga und Zielformulierungen, ja sogar bei den Dankbarkeitsübungen zu tun haben.
Melina, ich habe lange über Deinen Satz mit dem “maximalen Unglücksszenario” nachgedacht. Das ist eine interessante Formulierung, die ich auch aus meinen Zeiten kenne, als ich noch Fan von Robert Betz war. Er vertritt ja die Theorie, dass wir alle unser Schicksal vollständig selber bestimmen, ähnlich Laura Seiler (bzw. Laura Seiler ähnlich ihm und vielen vielen anderen). Das fand ich hilfreich bei den Beispielen, dass ich selber in der Hand habe, ob ich über meine Chefin, meine Schwägerin, meine Stiefmutter schimpfe oder aus dem Umgang mit ihnen für mich lerne. Aber diese Theorie hat, wenn man sie konsequent denkt auch eine Kehrseite: R. Betz vertritt die Ansicht, dass wir das Unglück, das uns wiederfährt, in früheren Leben verursacht haben oder es selber als noch zu bewältigende Lernchance in unser Leben einladen. Ich habe Vorträge gehört, wo er das für den Krebs von Kindern, für Missbrauchsopfer, für Kriegsflüchtlinge etc. als gültig bejaht hat. Sie sind „selber schuld“! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen und wenn man es nicht selber erleiden musste wie Celsy, sich dann wenigsten mal versuchen ansatzweise einzufühlen, um zu spüren, welcher Zynismus dahinter steckt.
Gilt eine Methode, Theorie, Vorgehensweise denn mal ja und mal nicht? Verliert sie ihre Gültigkeit bei „maximalen Unglückszenarien“ und bei weniger schweren funktioniert sie? Wer legt dann fest, wo die Grenze ist? Jeder persönlich? Was sagt das dann über die Gültigkeit einer Theorie oder Methode? Ich schreibe das nicht ironisch sondern als ehrlich gemeinte Fragen, weil alle „spirituellen“ Lehrer, die diese Theorie der „Allmacht des Menschen als Schöpfer des eigenen Schicksals“ vor dem Dilemma stehen, dass sie leidenden Menschen erklären müssen, dass sie „selber schuld“ sind.
Und als letzte Anmerkung: für mich haben Selbstinszenierung und Eitelkeit (nur ein Indikator von vielen: die Fülle der eigenen Fotos auf der Website) nichts, aber auch gar nichts mit Spiritualität zu tun. Spiritualität soll nicht das Ego des Menschen stärken, ihn zu einem einsam meditierenden Perfektionisten machen sondern in transzendieren. Ein wirklich spiritueller Lehrer, von dem wir alle lernen können, ist demütig, tritt als Person hinter seine Lehre zurück, beeindruckt durch das, was er mitzuteilen hat und schon gar nicht durch sein Äußeres.
Liebe Melina (die Kommentatorin ganz oben), hier winkt der maximale Unglücksfall.
Ich wurde Opfer meiner Eltern. Mein Vater hat mich erst sexuell missbraucht und mich dann windelweich geprügelt, über Jahre. Meine Mutter ist eine Narzisstin wie aus dem Lehrbuch und keine große Hilfe.
Lauras Zitat zum Thema Eltern ruft in mir genau die gleichen Gefühle hervor wie die Frage eines Therapeuten, ob ich die Handlungen meines Vaters nicht sogar provoziert hätte (ich war 14 und nach jahrelangem Martyrium endlich geflohen): Ohnmacht und Demütigung. Der Unterschied zwischen Laura und dem Therapeuten: Den Therapeuten konnte ich bei der zuständigen Kammer melden und er wurde aus dem Verkehr gezogen. Wer zieht Laura zur Rechenschaft? Sie handelt hier grob fahrlässig. a) haben solche Aussagen selbst für bereits therapierte und gefestigte Opfer wie mich ein hohes Triggerpotential. b) schiebt sie Opfern die Verantwortung für Dinge in die Schuhe, die außerhalb ihres Machtbereichs liegen. c) bergen solche Aussagen ein hohes Potential für eine Re-Traumatisierung.
Das Problem dabei: Gerade Menschen wie ich, mit einem tief geschädigten Urvertrauen, sind für die Masche dieser Coaches extrem anfällig. Es besteht eine Vielzahl an möglichen Unsicherheiten, eventuell gibt es noch viele Dinge aufzuarbeiten. Gleichzeitig ist das Urvertrauen so angeknackst, dass diese freundschaftliche, pseudo-vertrauliche Art, dieses “zu mir herabbeugen” Balsam für die Seele. Wer da weniger reflektiert oder einfach noch sehr instabil ist, verhält sich wie die Motte zum Licht – nur, dass das warm wirkende Licht ein fieser Insektengriller ist. Aufwärmen und weiterfliegen ist gar nicht vorgestellt.
Zum maximalen Unglücksszenario: Gewalt in Familien kommt so, so, so häufig vor. Allein 2017 sind 143 Kinder an den Folgen von Gewalt gestorben (der Bericht von der Pressekonferenz des Vereins Deutsche Kinderhilfe und des BKAs wird hier verlinkt, Quelle und so: https://amp.focus.de/familie/mobbing/auswertung-der-kriminalstatistik-2017-gewalt-gegen-kinder_id_9040177.html).
Soll heißen: Biancas Szenario ist für viele, viele, viele Alltag (gewesen). Umso gefährlicher ist dieses unreflektierte, undifferenzierte Vorgehen der Coaches.
Liebe Grüße!
Danke dir für das Statement! Absolut nachvollziehbar!
Was mich an der ganzen Geschichte so umtreibt und interessiert: Warum gibt es in Deutschland Millionen von Menschen, für die alles, was Laura Seiler sagt, motivierend und stärkend ist? Ich habe da keine Antwort drauf, mich selbst berührt es nicht. Nun bist du einer dieser Einzelfälle und das tut mir unendlich leid.
Aber hältst du es nicht auch für unwahrscheinlich bis unmöglich, dass jemand alle diese Hintergründe in allen Aussagen unabhängig von Rahmen und Kontext berücksichtigen kann? Was wäre dein Lösungsvorschlag?
Liebe Grüße,
Melina
Natürlich ist es sehr viel verlangt, alle diese Hintergründe und Zusammenhänge zu berücksichtigen. Allerdings erwarte ich von jemandem, der sich als Coach im Bereich Mental Health betätigt, genau das. Mein Lösungsvorschlag an dieser Stelle wäre: Entweder machen sie einen tatsächlich validen Abschluss in Psychologie oder sie hören auf, die psychischen Probleme anderer Menschen mit ihrem Laienwissen in den Griff bekommen zu wollen. Gerade, wenn ich eine Reichweite oder Community habe, wie Laura Seiler sie hat, habe ich eine Verantwortung und muss mir dieser auch bewusst sein. Da kann ich nicht hingehen und öffentlich völlig pauschalisierte Dinge von mir geben, die Themen rund um die Psyche betreffen. Gerade, wenn sie Psychologie studiert hätte, oder zumindest mehr gelesen hätte also diese ganzen Esoterik geschwängerten Coaching-Lehrbücher, wäre ihr klar, dass Eltern und die Beziehung zu ihnen ein heikles Thema ist. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die meisten Täter aus dem familiären Umfeld kommen. Die Chance, mit den Worten zu dem Thema jemanden ultimativ zu triggern, ist einfach nahezu lächerlich hoch. All das wüsste sie, wenn sie sich tatsächlich mal mit der Tragweite ihres Tuns beschäftigen würde. Gerade, wenn man sich die aktuelle Statistik zum Thema häusliche Gewalt anschaut, sieht man: Ich bin kein “Einzelfall”. Die Chance, mit ihren Worten ein Opfer zu erreichen, ist viel höher als sie sein dürfte. Eben auch, weil Menschen mit irgendeiner Form von Vorgeschichte für diese Coaches viel offener sind. Laura müsste das wissen. Oder es ist ihr schlicht egal.
Zu deiner Überlegung: Ich glaube, dass der Leistungsdruck unserer Gesellschaft so viele Menschen so empfänglich für Lauras Worte macht. Darüber hinaus können wir doch auch ehrlich sein: Ihre Podcast-Mantras funktionieren wie Horoskope in Frauenzeitschriften. Vage genug formuliert, hat das Gesagte immer Gültigkeit bzw. Wahrheitsgehalt, egal in welcher Situation sich diejenige gerade befindet. Es streichelt die Seele in einem Alltag, in dem es oft darum geht, abzuliefern, in welcher Form auch immer. Im Grunde durften da die gleichen Mechanismen hinter stecken, aufgrund derer irgendwelche Gurus schon seit Jahrhunderten Massen um sich scharen.
Zumal das, was Laura sagt, die Leute ja nicht wirklich stärkt. Gestärkt wären sie, wenn sie nach dem ersten Impuls allein weiterlaufen könnten. Aber das tun sie ja nicht. Meiner Beobachtung nach bleiben viele derer, die die Academy und ersten Kurse absolviert haben, bis heute treu folgende und zahlende Kunden. Statt tatsächlicher Stärkung wird also eigentlich eher eine Abhängigkeit erreicht.
Liebe Grüße!
Liebe Celsy,
jeder Deiner Sätze findet meine volle Zustimmung!!!!
Ich habe wegen einer Hausarbeit nach “Kiritik Laura Seiler” oder “Warnung vor Laura Seiler” im Internet gesucht und nur 3 Artikel wie diesen hier gefunden. Das kann einfach nicht sein!
Aber meine älteren Freund*innen sagen: das ist den meisten Leuten keinen Artikel oder Kommentar wert, weil es das schon immer gab und immer geben wird: siehe Robert Betz, Veit Lindenau u.a.
Viele Grüße
Kassandra
Hallo zusammen und hallo Celsy,
deine Argumentation hat mir aus dem Herzen gesprochen.
Du hast es wortgewandt und fundiert auf den Punkt gebracht.
Ich fand schwierig, wie sie das Thema Vergebung angeht. Und dies auch ohne jegliche Rückkopplung an gefährdende, zu triggernde Elemente die einfach für eine große Zielgruppen nicht zutreffen und da auch schädigend sein können.
Leider hat sie hierzu auch keinen Disclaimer z.B. beim IAm Kurs oder bei den Podcasts angegeben. Ich war neugierig wie sie das angeht und wollte wissen, was für Elemente sie in solch einer online Schulung benutzt.
Es gab einige hypnotherapeutische Elemente, bei denen ich wirklich Sorge bekam und sauer wurde. So gut die meditativen Elemente sind, so schwierig sehe ich die von dir herausgestellten Kritikpunkte.
Ich selbst bin geschult und fand diese Art der Herangehensweise bedenklich. Der Disclaimer sollte klar solchen Podcasts, die ich immer wieder auch gern mal gehört habe und auch den online Schulungen vorangestellt werden. Denn wie du es sagst, sie ist nicht von Fach. Natürlich hat sie viel Erfahrung, sicherlich viel esoterisch wertvolles gelesen und beim Tony Robbins viel mitgenommen.
Grundsätzlich hat sie eine positive, freundliche und herzliche Art, die sie wirksam und auch erfolgreich verbreitet. Ich gehe, tatsächlich davon aus, dass ihr das nicht bewusst ist. (Hoffe es)
Viele angesprochene Themen sind sicherlich hilfreich und dienen als Denkanstoß, um in die innere Aufarbeitung und Ausrichtung zu gehen und dennoch sollte sie sich jedoch klar abgrenzen zu therapeutischen Maßnahmen verweisen (speziell im Falle eines Triggers, und sei es den Verweis auf die Seelenhilfe, etc.) und ggf. ihre Inhalte und Maßnahmen professionell gegenchecken lassen.
Interessant ist, wie die Teilnehmer*innen des Kurses abgegangen sind. Viele äußerten sich sehr beseelt und begeistert. Während genau die genannten Punkte nicht genannt wurden. Ich hatte während so einer Session genau die Bedenken genannt genannt und auf therapeutische Alternativen hingewiesen. Darauf wurde jedoch nicht eingegangen.
Der Kurs ist ok, aber eben nur, wenn man sich sehr stabil fühlt und eben in der Lage ist, sich therapeutisch back up zu holen, wenn es Auslöser gibt. Also nicht geeignet für Menschen die Trauma erlitten/erleiden, bzw. eigentlich therapeutische Hilfe brauchen.
Ich wiederhole mich hier, einfach weil ich möchte, dass diejenigen, die hier zufällig darauf stoßen und noch überlegen, eine klare Vorstellung haben von dem was sie erwartet und eben nicht. Denkanstöße für die Selbstreflektion ja, Wunder nein, therapeutisches Ersatzmittel *auf keinen Fall*.
In diesem Sinne, liebe Grüße und DANKE
Von Herzen DANKE für diesen Beitrag.
Ich bin Mitte 2017 auf Laura Seiler und ihr Angebot aufmerksam geworden. Ich habe ihre Podcast-Folgen sehr gern gehört, habe ihr erstes Buch gekauft und auch an der RUSU 2019 teilgenommen. ― Ich bereue das nicht. Denn: Ganz grundsätzlich konnte ich mir viele Impulse für mein Leben mitnehmen und mich über Laura Seiler tiefer in die Thematik einarbeiten.
Aber dann vor zwei, drei Monaten begann mich irgendetwas zu stören, ohne dass ich es genau benennen konnte. Irgendwie waren die Inhalte immer wieder gleich. Und irgendwie auch so allgemeingültig-oberflächlich, dass ich mich darin kaum noch wiederfinden konnte. Und: Ich fand es bemerkenswert, als sie am Ende einer Podcast-Folge darum bat, ihr zweites Buch mit fünf Sternen zu bewerten. So als gäbe es gar keine andere Option. Hat für mich einen komischen Beigeschmack. Und spätestens da wurde mir auch klar, dass hier ganz viel Marketing und Geschäft läuft. (Etwa 10.000 Menschen haben 2019 an der RUSU teilgenommen und grob übern Daumen 300 Euro jeweils dafür ausgegeben. Das ist schon mal ein ganz netter Umsatz.)
Und dann immer dieses schlechte Gewissen: Wenn ich nämlich nicht jeden Tag dankbar bin für mich und mein Leben, nicht meine Träume lebe, finanziell unabhängig bin und vier Monate auf Hawaii überwintere, dann liegt das eben daran, dass ich nicht jeden Tag in mein Journal (für 25 Euro) geschrieben habe und nicht genug meditiert, visualisiert und manifestiert habe. Und schon wieder diese Schuldgefühle, dieses: “Du bist nicht gut genug!” Willkommen in der Hölle der Selbstoptimierung.
Und diese große Lüge: Auf der einen Seite erzählt mir Laura Seiler, dass ich alles, was ich brauche, bereits in mir trage. Und auf der anderen Seite soll ich dann aber bitte noch dieses Abo abschließen oder jenes Coaching machen, damit mir wieder jemand von außen erzählt, was mir im Inneren fehlt. ― Es ist toll, dass Coaches wie Laura Seiler viele Menschen erreichen können und dass diese Menschen mit der Fülle an Ideen in ihrem Leben etwas verändern können.
Aber dennoch sollte niemals die große Bedeutung einer persönlichen und vertrauensvollen Therapeut/Coach-Klienten-Beziehung unterschätzt werden. (Vor allem dann, wenn es wirklich schwerwiegende Themen, wie z.B. Misshandlung oder sexuellen Missbrauch, zu verarbeiten gilt.) Im echten Leben, wo man auch mal eine Hand halten oder ein Taschentuch reichen kann, einen Menschen über Monate (und vielleicht auch Jahre) hinweg begleitet und ihm wirklich nah ist.
Nochmal DANKE für diesen Beitrag.
Liebe Karo,
Deine Beschreibung eines “ehemaligen” Fans ist für mich für meine eigene Meinungsbildung sehr wertvoll! Danke dafür! Ich war mir nicht sicher, ob ich nur zu wenig weiß, wollte jetzt aber nicht alle Bücher kaufen. Die neu erschienene Zeitschrift Von Laura Seiler hat aber genau Deine Meinung für bestätigt.
Auch ich danke der Groschenphilosophin sehr herzlich für diese Anregung!
Viele Grüße Kassandra
Kassandra
Lustig, ich kam auch hierhin durch primitives googlen von „Laura Seiler Kritik“ ;)
Ich hatte sogar mal eine RUSU absolviert vor 2 Jahren. Bis zur hälfte habe ich durchgehalten, danach war meine Disziplin und Interesse etwas versandet. Anyway – für mich war es reine Selbstreflektion und hatte nie den Anspruch ein Trauma aufzulösen oder ähnliches. Und hier in den Kommentaren sehe ich nun die Problematik: Soviele Menschen sind so grundverschieden und ein gut gemeinter Ratschlag (um es milde auszudrücken) kann da schnell nach hinten los / triggern. Fakt ist; Sie hat keine Fachkompetenz Menschen psychologisch zu therapieren. Ist das ihr Anspruch? Das spricht sie nicht aus, verschliesst aber womöglich etwas die Augen vor den Tatsachen. Meiner Meinung nach müsste die unter jeden Blogartikel, in jedem Podcast, Instagram Post etc. einen klaren Verweis darauf machen, dass sie keine Psychologin ist und man sie lediglich eine Wegweisung bietet o.ä.
In Corona-Zeiten wurde mir wiedermal bewusst wieviele Menschen sich leicht beeinflussen lassen ohne zu hinterfragen. Oder projizieren etwas, dass so gar nicht der Realität entspricht. Laura Seiler müsste sich ihrer Reichweite wirklich bewusst werden und etwas Bescheidener werden.
Zum Thema Marketing: Völlig klar dass sie damit Geld machen will. Das ist ja auch legitim. Da darf sie auch ihr Buch in jedem Podcast erwähnen und ihre Angebote präsentieren. Da sehe ich kein Problem dahinter, ausser dass es allenfalls unsympathisch erscheinen lässt. Ihre Selbstinszenierung spricht mir persönlich auch überhaupt nicht zu – ihr Mgazin habe ich wie die RUSU zur Hälfte durchgeblättert und dann entsorgt.
Was ich sagen will; ich habe für mich gute Schlüsse aus ihren Podcasts und Coachings gezogen, aber mehr auch nicht. Die absolute Heilung hatte ich nie im Sinn – weiss aber dass es viele gibt die genau das sehen / sehen wollen in ihr. Und da wirds gefährlich.
Hallo,
auch ich habe lange nach Kritiken oder nicht völlig verklärten Reviews zu LMS gesucht bin nur über bing aber nicht über google fündig geworden :D. Ich habe noch einen weiteren Aspekt wieso LMS so gefährlich ist – nicht nur für psychisch kranke Menschen – sondern auch für andere die in einer Businesskrise stecken. Ich habe eine Bekannte die mir mitteilte dass sie an der Rise Up and Shine Uni teilgenommen hatte und nun richtig mit ihrem Business durchstarten will usw. Problem die Bekannte ist zwar sehr begabt aber a) weder besonders belastbar b) kann nicht mit Geld umgehen c) undiszipliniert, zudem hat sie 2 kleine Kinder ist verschuldet und ihr Mann ist arbeitslos. Nun hat sie sich an LMS festgebissen, die ja quasi propagiert alles ist möglich, geh nur nach draußen und sei offen usw. gepaart mit Meditationen zur finanziellen Fülle/Liebe/Business bla bla bla ,,, und weiteren unfundierten Aussagen ohne weitere brauchbare Anleitung zur Umsetzung. Alle Bilder suggerieren, sitze barfuß in Hippie Klamotten an einem Tisch an deinem Mac Book und du wirst wahnsinnig erfolgreich und das meditieren am Strand mit den Delphinen nicht vergessen ! Diese ganzen Existenzen die im Prinzip im echten Leben nur wenig auf die Reihe kriegen, gehen zu diesen Coachs, lassen dort einen Haufen Kohle, um sich vorgaukeln zu lassen man müsse nur chillen und dann wird alles gut (übertrieben ausgedrückt) niemand sagt ihnen, dass sie vielleicht mal ihren Hintern heben müssten und konsequent und diszipliniert an ihrem Business arbeiten müssen damit man davon Leben kann. Niemand zeigt, dass die LMS von früh bis spät rotiert , seit Jahren keinen Urlaub mehr hatte und ehrlich gesagt für 33 ziemlich fertig aussieht wenn man mal genau hinsieht. Erfolg ist harte Arbeit, das alles ist genau durchdacht , die Themen und Wortwahl , Stimmung genau festgelegt….ich finde dass das absoluter Betrug ist. Denn es gibt Menschen, die sich an LMS orientieren und denken wenn sie so wie sie (wie sie vorgaukelt zu sein) sind , dann werden sie auch so glücklich und erfolgreich im Leben. Das LMS aber nicht Meditationen und Delphine an den Punkt gebracht haben wo sie jetzt ist das registrieren die Leute gar nicht.