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Das Schlimmste an sexueller Belästigung, abgesehen von der Tat selbst? Dass diese von einer Gesellschaft unsichtbar gemacht wird, in der gewisse Verhaltensweisen zum alkoholgeschwängerten Balzrepertoire dazugehören. Sie sind, ganz unmaskiert, ein fixer Bestandteil „unserer“ Kultur und bleiben so für viele unter der eigenen Wahrnehmungsschwelle.

DONTTOUCHME

So auch für meine Freundinnen, die „sicher keine Feministinnen“ sind und sich vor dem Pubeingang von Fremden auf den Kopf küssen lassen. Während sie auf ein Taxi warten. Er wollte ja nur helfen, das war seine Gegend, da kann man schon mal nachts um drei junge Damen abpassen, oder?

Für betrunkene Männer, an klebrigen Barthresen, die doch eigentlich ganz nett sind, wenn sie nicht gerade schwitzen und Scheiße reden. Während sie ihren Arm um dich legen wollen, obwohl dein Gesichtsausdruck Bände spricht. Du möchtest nichts trinken, nein danke.

Für Außenstehende, die den Ärger absolut nicht nachvollziehen können, nachdem du schockiert von deinem Erlebnis erzählst. Ein Griff auf den Arsch? Come on. Das war doch noch gar nichts, Mädchen.

Ich habe noch nie über dieses Thema gebloggt, weil ich in den letzten Jahren weitestgehend von Übergriffen verschont geblieben bin. Tweets dazu sind mir beinahe surreal erschienen, als ob all diese Dinge in einem Paralleluniversum stattfinden würden, dem ich nicht angehöre. In Clubs, in die ich nie gehen würde. Bis zu diesem Wochenende. Ich war mit zwei Freundinnen unterwegs, und an beiden Tagen wurde mir an den Hintern gefasst. Und, Überraschung, es hat niemanden interessiert. Als Frau ist man eben gewissen Praxen ausgeliefert, sobald man den Fuß in einen Club setzt, oder?

Der erste Typ war ein sagenhaft betrunkener Kerl aus Birmingham, der schon beim Weiterziehen in den nächsten Laden kaum noch gerade gehen konnte. Mehrmals habe ich ihm gesagt, dass er mich nicht anfassen soll, während er versuchte seinen Arm um mich zu winden. Zum Schluss hat er mir zweimal auf den Hintern geklopft, nachdem ich mich abrupt von ihm abwandte.

Samstags war ich mit meiner Freundin ganze zwei Minuten auf der Tanzfläche, bis sich ein schmieriger Kerl mit weit aufgerissenen Armen auf uns zubewegte. Warten auf Signale? Körpersprache? Fehlanzeige. Als ich mich umdrehte, langte er zu. Ich frage mich: Ist es der Alkohol, der euch zu Tieren werden lässt? Fehlende Empathie? Geilheit? Was zum Teufel soll das noch werden.

Nun, sagt der Masku, ich könne doch froh sein, dass meinen Hintern überhaupt jemand anfassen möchte, ist es doch ein Anerkennung stiftendes Zeichen der männlichen Begierde, resultierend aus meiner Jugendhaftigkeit.

Ich werde sehr gerne angefasst, nur um das klarzustellen. Nur leider nicht von random fuckboys, die von gegenseitiger Anziehung noch nie etwas gehört haben und der festen Überzeugung sind, der Club wäre ihr ganz persönliches Jagdrevier, in dem es so viel wie nötig in so kurzer Zeit wie möglich umzulegen gilt.

Das Schlimmste an sexueller Belästigung, abgesehen von der Tat selbst, die dich erschüttert, gleichzeitig einschüchtert und einer fabelhaften Nacht beraubt, ist eine Gesellschaft, die sie unsichtbar macht. In der ein mehrmaliges „DON’T TOUCH ME“ oder „NO!“ nichts zählt.

Eine Gesellschaft, in der die (männlichen) Freunde des ekelhaften Typens, der erneut versucht sich an dich ranzumachen, nicht reagieren, wenn du dich wehrst. Weil sie wegschauen oder gerade dabei sind, deine Freundin auszuchecken. In der mir Frauen sagen, dass Männer „eben so sind“ und ich mich nicht so anstellen soll, es ist ja eigentlich auch nichts passiert, man kann das ja ignorieren und trotzdem seinen Spaß haben.

Okay?

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