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Eine Kritik zu „Halt meine Hand, Baby!“ von Jakob Schrenk.

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Jakob Schrenk, Neon Autor, wollte „im Geschlechterkampf endlich mal wieder gewinnen.“ Soso! Eine vielversprechende Reportage stand mir also bevor. Um sein Vorhaben zu verwirklichen, forderte er die stärkste Deutsche im Armdrücken heraus. Der 36-jährige Mensch mit Y-Chromosom (laut eigener Angabe) will Laura mit einem bösen Blick einschüchtern, aber sie schaut „so megakonzentriert.“ In Wahrheit hat er Angst, er kann und will nicht verlieren. Nicht „schon wieder“.

Um ein wenig zur Geschichte der für sein Ego anscheinend zu Grunde liegenden Problematik beizutragen, holt der Autor weit aus. Früher, so Schrenk, war der Mann alleiniger Versorger der Familie und so automatisch das Familienoberhaupt. Er durfte sogar noch das Auto steuern! Das Industriezeitalter gehe nun dem Ende zu, Frauen werden sich darin viel besser zurechtfinden. „Moderne Business-Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Multitasking und freundliches Beharrungsvermögen haben Frauen eben besser drauf als Männer.“ Danke für diese subjektive Beobachtung, die ungefähr keinen Deut zur konstruktiven „Debatte“ beiträgt. Schade, wenn man sich von gesellschaftlichem Fortschritt derart in seiner „Männlichkeit“ eingeschränkt fühlt, dass man glaubt, diese durch einen Armdrück-Wettkampf wieder herstellen zu können.

Dass „der Machtwechsel“ in vollem Gange ist, merkt Schrenk auch in seinem Umfeld. „Meine Schwester, mit der ich, seit ich denken kann, in einem extremen Konkurrenzverhältnis stehe, hat zum Beispiel einen Doktortitel. Ich nicht. Und die letzten drei Jobs, auf die ich scharf war, bekamen jeweils Frauen.“ Vielleicht lag’s auch an deinem fehlenden Wissen oder der mangelnden Selbstreflexivität, die den Frauen die Jobs verschafft hat und nicht an der Tatsache, dass du als Mann eigentlich dafür vorgesehen wärst. Das klingt so frustriert, man könnte fast meinen es handelt sich um einen umgeschriebenen Beitrag aus einem Antifem-Forum.

Die bösen Frauen schnappen „euch“ übrigens nicht die Jobs weg, weil sie so freundlich (ha!) sind oder gut „multitasken“ können. Btw, wurde das Konzept des “Multitaskings” nicht schon längst widerlegt? Auch hier mangelt es dem Redakteur wieder ordentlich an Rechercheskills. Aber hauptsache mann macht sich Sorgen um die Wahrnehmung der eigenen Männlichkeit. Wer weiß, vielleicht kommt ja bald eine Frau, die … man kann es sich denken … den Job … womöglich … wer weiß?

Spannend ist auch die Beschreibung der Wettkampfhalle, denn hier wird der Autor richtig schön klassistisch. „Die Armwrestler lassen sich hin und wieder von ihren Freundinnen Beck’s bringen oder den Unterarm massieren. Man kann Milieu und Kleingruppen gut danach klassifizieren, ob es verboten oder toleriert ist, schönen Frauen auf den Arsch zu gucken und dabei eventuell noch anerkennend zu pfeifen. Bei den Armwrestlern ist es ausdrücklich erwünscht.“ Da hat aber jemand Bourdieus Habitusbegriff verstanden. Bei den Wrestlern handelt es sich laut eigener Einschätzung des Autors um eine primitive, homogene Masse an testosterongesteuerter Machos, zu denen er – als bereits zurechtgestutzter Eindringling aus der geschlechtergerechten Welt – natürlich absolut nicht zählt. Wer hat sich nochmal fürs Armdrücken angemeldet, um eine Frau endlich mal wieder „fertig zu machen“? Ach ja.

Als Schrenk einen Armwrestler fragt, was dieser von starken Frauen hält, antwortet dieser: „Ich mag starke Frauen. Ich finde es gut, dass die hier mitmachen.“ Wer wurde gerade entlarvt, die Community oder du? Die Muskeln sind für Schrenk ein Zeichen für Chauvinismus. Als Christian, der Wrestler, ihm „sein zweites Ich“ zeigt, erkennt Schrenk verblüfft, dass dieser „sensibel und fortschrittlich“ scheint. Wie voreingenommen kann man eigentlich an einen Artikel herangehen? Unfassbar.

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Ohne erkennbaren Aufbau geht der Artikel weiter. Er kämpft gegen die Wrestlerin Laura. „Ich kann es nicht fassen, dass die verdammte Kuh immer noch durchhält.“ Hat er sie gerade KUH genannt? Nach seinem wenig eindrucksvollen Durchhaltevermögen begibt sich der Autor auf Spurensuche im Tierreich. Vielleicht findet er dort die Antwort auf seinen Misserfolg – gegen eine Frau! Im Tierreich sei das „Kräfteverhältnis zwischen Männchen und Weibchen nicht immer so eindeutig (…) Menschliche, nun ja, Männchen sind im Schritt dreizehn Zentimeter größer als die Weibchen.“ Und, was genau war der Neuigkeitswert der Aussage? Aber es wird noch besser! „Frauen standen schon in der Steinzeit auf starke Typen.“ Das ist BILD-Niveau, liebe NEON. Vielleicht sogar ein bisschen drunter.

Als der Autor vollkommen unzusammenhängend Butler einbringt, läuft das Fass über. „Oder ist das Geschlecht, wie Judith Butler schreibt, vor allem ein „soziales Konstrukt“ – macht unsere Gesellschaft die Frauen klein und schwach“? Es reicht leider nicht, Judith Butler zu googeln, den erstbesten Satz zu nehmen („Oh kuck mal, da steht irgendetwas zum Thema Geschlecht und diesem Forschungszweig, … Gender oder sowas“!) und ihn als Recherche-Ansatz zu tarnen. Ich hätte gerne mehr aus dem Zusammenhang Gerissenes von Butler aus der NEON zitiert, aber da war er auch schon dahin, der Hauch eines feministischen Anspruches. Hauptsache, man hat’s mal erwähnt, oder?

Schrenk verliert gegen Laura, danach stolpert er von der Bühne und muss sich eingestehen, dass er „sein Geschlecht“ vor 500 Zuschauern (und tausenden NEON-Abonnenten) lächerlich gemacht hat. Statt von den aggressiven und unberechenbaren Wrestlings-Fans zusammengeschlagen zu werden, lächeln sie ihm freundlich zu. Überraschung die zweite. „Dass ein Mann gegen eine Frau verloren hat, scheint hier niemanden zu interessieren.“ Nicht nur hier, sondern auch sonst nirgendwo.

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