Ich liege alleine und entspannt in Bulgarien am Pool und vermutlich wird gleich jemand beleidigt dieses Fenster schließen, denn wo kämen wir denn hin, wenn Frauen ü30 in ihrem Urlaub keine Kinder im Wasser hüten?

Ich liege also in Bulgarien am Pool, als eine Mutter von drei Kindern die Area betritt. Die Kinder müssen ungefähr 7, 5 und 2 Jahre alt sein, ein furchtbares Alter, aber wer fragt mich schon.

Die Mutter wirkt weder genervt, noch erfreut – sie ist. Die Kinder rufen der Reihe nach Mama, Mama, Mama, sie springen ins Wasser und treiben in Reifen und ich frage mich, ob diese Frau im Gegensatz zu mir ein „echtes Vermächtnis“ hat. Ob ihre Kinder ein Vermächtnis sind – Legacy. So, wie es uns eingeredet wird, und so, wie es rein rechtlich natürlich auch weiterhin ist. Aber auf den juristischen Aspekt möchte ich gar nicht eingehen, denn er ist – anders als der emotionale und philosophische Aspekt eines Vermächtnisses – klar gesetzlich geregelt. Die Frage, die mich seit geraumer Zeit umtreibt, ist folgende.

Was soll eins schon „vermachen“, wenn eins nichts hat außer dem eigenen Kopf? Aber Kinder bekommen, nur, um der Welt vermeintlich etwas Sinnvolles zu hinterlassen? Um selbst nicht vergessen zu werden? Auch schwierig.

Ich frage mich, ob die Mutter nachts beruhigt einschläft, in dem Wissen, irgendetwas in den Augen der Gesellschaft richtig gemacht zu haben, oder ob sie seit 7 Jahren kein Auge zubekommen hat.

Ich werde es nie erfahren.

Sind Kinder wirklich das Einzige, was unser Vermächtnis definiert? Spoiler: natürlich nicht.

Drehen wir das Gedankenexperiment um: Angenommen, man bekommt ein Kind, das später Morde verübt und sich ganz generell gesprochen als schlimmer Psycho herausstellt – ist DAS dann das eigene Vermächtnis? Ist das alles, was von einem übrig bleibt? Die Morde, die Karriere, die Dienstleistungen des eigenen Kindes? Können wir uns wirklich mit dem schmücken, was eine andere Person – und nichts anderes sind Kinder – getan hat?

Ich habe außerdem das unangenehme Gefühl, dass diese Gleichung immer nur in eine Richtung funktioniert: wenn Eltern stolz auf ihre Kinder sind. Aber sobald sie das nicht mehr sagen können, sobald die Kinder “Schande” über die Familie bringen, werden sie plötzlich hyperunabhängig von den Handlungen ihrer Sprösslinge. “Nein, das bin nicht ich!”

Ich frage: Was ist mit uns, unseren Leistungen und Errungenschaften? Sonst geht es im Neoliberalismus doch auch immer nur ums Individuum. That double standard.

Ist Legac…

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