Ein Roman über drei kinderfreie Frauen? Shut up and take my money. Wir brauchen solche Geschichten, die neben den unzähligen traditionellen Familienromanen existieren, wir brauchen Romanfiguren, die sich gegen Mutter-Vater-Kind entscheiden und wir brauchen neue Narrative, die diese vermeintlich „unkonventionelle“ Art des Lebens abbilden, diskutieren und feiern.

Und genau das tut Stefanie de Velasco mit ihrem Roman „Das Gras auf unserer Seite“. Es geht um drei Frauen Mitte-Ende-Vierzig, eine ungewollte Schwangerschaft, offene Beziehungen, um das Auseinanderleben mit der heiratswilligen Schwester, kranke Eltern in Pflegeheimen und die schönste Nebensache der Welt: Hunde.

Und obwohl damit alle Voraussetzungen für einen Roman geschaffen wären, der mich abholt, muss ich sagen, dass ich mich ehrlicherweise ein, zwei Wochen durch das Buch quälen musste.

Und das lag vor allem an den fürchterlichen Gruppenchats, die als lockeres Erzählmittel dienen sollten, aber gerade in ihrer „Lockerheit“ auf mich wahnsinnig konstruiert, gezwungen und pseudo-lustig wirkten.

Frei nach dem Motto: Wenn ich meine Freundinnen im Gruppenchat ironisch Fotzen nenne, bin ich super komisch! Haha! Die ständigen „boahs“ und „omg“ und „I know schöne scheisse“ sind vielleicht eine Anlehnung an die sprachliche Realität des Jetzt, haben mir persönlich jedoch den Spaß am Lesen genommen.

Zum einen, weil die Gruppenchats viel zu häufig zum Einsatz kamen (gefühlt auf jeder 5. Seite) und damit den ohnehin sehr dialoggetriebenen Lesefluss unangenehm unterbrachen. Zum anderen, weil ich die Charaktere beim Schreiben nicht auseinanderhalten konnte. Ich wusste rein vom Duktus her nie, ob Kessie, Grit oder Charly schreibt. Es war leider auch irgendwie … egal. Und das ist das eigentlich Problematische.

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