Heute vor einem Jahr ist Julia Fellers und mein illustrierter Essayband “Dear Girlboss, we are done” erschienen. Zum Jahrestag gibt es heute eine Fortsetzung, die es leider nicht in das Buch geschafft hat – denn die Erfahrung ist mir erst ein halbes Jahr später widerfahren.

“Meine Chefin zeigte Haltung. Auf der Website – und in Interviews. Sie war älter und nicht darum bemüht, jünger auszusehen; agierte professionell und leitete seit mehr als zehn Jahren ein erfolgreiches Unternehmen, in dem die Fluktuation erstaunlich gering blieb. Hier – so dachte ich – wäre es bestimmt möglich, unabhängig von Hierarchien und Machtgehabe in freundlicher Symbiose miteinander zu arbeiten.”

Wie sehr ich mich doch geirrt hatte.

Auf den ersten Blick schien alles bestens.

Ich bewarb mich mit einem persönlichen Initiativschreiben bei Unternehmen X, weil mir das Produkt schon seit Langem gefiel. Meine zukünftige Chefin antwortete noch am selben Tag begeistert auf mein Schreiben. Wir vereinbarten ein Treffen für den darauffolgenden Mittwoch.

Ich weiß noch, was ich anhatte. Meinen neuen, gestreiften Zweiteiler einer skandinavischen Brand und dunkelrote Dr. Martens. Meine Haare waren zu einem hohen, keck-zerzausten Dutt zusammengebunden. Ich sah gut aus. Erwachsen und genau bieder genug, um alle Erwartungen zu erfüllen. Unsere erste Begegnung war vielversprechend.

Auch sie trug einen beigen Zweiteiler.

Mama, bist du es?

Gleich zu Beginn machte sie mir ein Kompliment zu meinem Aussehen, was ich als Erfolg verbucht…

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